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DRK-Suchdienst-Newsletter, Ausgabe 1/24, Juli 2024

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, liebe Interessierte,

Dorota Dziwoki - Leiterin Suchdienst-Leitstelle, Berlin

“Ungewissheit über den Verbleib eines lieben Menschen ist genauso schwer zu ertragen wie physisches Leid." Dieser Leitsatz der Rotkreuz-/Rothalbmond-Bewegung von der XVII. Internationalen Rotkreuz-Konferenz in Stockholm im Jahr 1948 ist bis heute gültig. Er bestimmt die Arbeit des internationalen Suchdienst-Netzwerks und ist auch für die Mitarbeitenden des DRK-Suchdienstes in ihrer täglichen Unterstützung für Ratsuchende wegweisend.

Wie schwer es sein kann, diese Ungewissheit zu ertragen, und welche Folgen sie für die Betroffenen haben kann, untersucht unsere Kollegin Stefania Asimakopoulou vom Französischen Roten Kreuz in ihrer Masterarbeit. Sie bezieht sich dabei auch auf die amerikanische Psychologin Pauline Boss und deren Forschung zum Thema „uneindeutiger Verlust“. Aufgrund der Ungewissheit über den Verbleib eines lieben Menschen können viele Suchende seelisch nicht abschließe. Anders als bei einem Todesfall ist der Verlust uneindeutig, bleibt ungeklärt, und der dauernde Gedanke daran lässt die betroffenen Angehörigen nicht los. 

Wie können wir in unserer Suchdienstarbeit den Ratsuchenden in diesem Schwebezustand zwischen Hoffnung und Verzweiflung beistehen? Wir können ihnen helfen, indem wir nach ihren Liebsten suchen! Und wir können zuhören, zeigen, dass wir sie in ihrem Leid verstehen und sie mit aller Kraft dabei unterstützen, Gewissheit zu erlangen. 

In diesem Newsletter berichten wir auch über das internationale Suchdienst-Netzwerk der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, das für die gemeinsame Arbeit zugunsten der Opfer bewaffneter Konflikte, von Flucht und Vertreibung unerlässlich ist. Die Stärkung unserer gemeinsamen Strukturen für die Suche und Familienzusammenführung ist ein wichtiges Anliegen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wie der Suchdienste der insgesamt 191 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften weltweit. 

Sie lesen in diesem Newsletter auch vom Amtlichen Auskunftsbüro (AAB), das im Falle eines bewaffneten Konflikts in Deutschland gemäß den Genfer Abkommen die Aufgabe hat, Angaben zu Kriegsgefangenen und Zivilinternierten der gegnerischen Partei zu sammeln und an den Zentralen Suchdienst des IKRK zu übermitteln, damit ihre Familien benachrichtigt werden können. Die DRK-Landesverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe haben gemeinsam zur Pilotveranstaltung der neuen InfoAAB für DRK-Ehrenamtliche eingeladen.
 
Liebe Leserschaft, dies ist meinerseits das letzte Vorwort für den DRK-Suchdienst-Newsletter, bevor ich mich im Sommer in den Ruhestand verabschiede. Mit großer Freude übergebe ich die Leitung des DRK-Suchdienstes dann an meine Nachfolgerin Frauke Weber, die viele von Ihnen bereits als meine aktuelle Stellvertreterin und langjährige Mitarbeiterin in der Suchdienst-Leitstelle kennen. 

Der DRK-Suchdienst hat mich 28 Jahre meines Lebens begleitet und ich bin sehr dankbar für diese intensive Zeit mit ihren vielfältigen Aufgaben der Suche bzw. Schicksalsklärung, im Rahmen der Hilfe bei der Familienzusammenführung oder im AAB. All die Begegnungen, die ich währenddessen erleben durfte, waren eine große Bereicherung und es macht mich glücklich, wenn wir weiterhin vielen Menschen helfen und ihr Leid lindern können. 

Ihnen, die als Kolleginnen und Kollegen stets aktiv zu unseren Erfolgen beigetragen haben, danke ich von Herzen genauso wie Ihnen, liebe Interessierte, die den Anliegen der Suchdienstarbeit so gewogen sind.

Der DRK-Suchdienst wird für immer ein Teil von mir bleiben und ich freue mich auf seine zukünftige Entwicklung - dann aber aus der Ferne! 

Ihre
Dorota Dziwoki
Leiterin DRK-Suchdienst-Leitstelle, Berlin


In eigener Sache

Leitungswechsel in der Suchdienst-Leitstelle im DRK-Generalsekretariat

Seit 2001 hat Dorota Dziwoki den DRK-Suchdienst geleitet; im August 2024 geht sie in den Ruhestand und übergibt diese Aufgabe dann an Frauke Weber, aktuell stellvertretende Teamleiterin, Juristin und bereits seit 2004 Referentin in der Suchdienst-Leitstelle im DRK-Generalsekretariat. Zusammen blicken beide auf die langjährige Arbeit des DRK-Suchdienstes und sprechen über zukünftige Herausforderungen für die Suchdienstarbeit.

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Blick nach außen

Uneindeutiger Verlust – Suchende Angehörige im emotionalen Schwebezustand

Zum Internationalen Tag der Vermissten 2024 plant das Französische Rote Kreuz neue Aktivitäten, die suchenden Angehörigen dabei helfen sollen, mit dem Gefühl der Ungewissheit umzugehen. „Uneindeutiger Verlust“ nennt die Wissenschaft den Zustand, wenn Menschen nach vermissten Familienmitgliedern suchen und nicht wissen, ob diese noch leben. Stefania Asimakopoulou vom Suchdienst des Französischen Roten Kreuzes beschreibt deren Schwanken zwischen Hoffnung und Verzweiflung und erläutert, wie das Rote Kreuz betroffenen Angehörigen beisteht.

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Reportage

Queere Geschichte - Klärung des Schicksals von Dora Richter (*1892)

Den DRK-Suchdienst erreicht die Anfrage zur Klärung des Schicksals einer Frau, die seinerzeit von den Nationalsozialisten verfolgt worden war und deren Spuren sich in der Nachkriegszeit verloren hatten. Die Nachforschungen bringen ihre sehr persönliche Geschichte ans Licht. Diese hatte auch Einfluss auf die queere Bewegung. 

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Aktuelles

Internationale Suchdienst-Jahrestagung 2024 in Richterswil/Schweiz

Teilnehmende aus über 30 Nationalen Gesellschaften kamen beim jährlichen Suchdienst-Treffen zusammen. Bild: Ahmad Krayem, Österreichisches Rotes Kreuz.

Um die Angebote für suchende und getrennte Familienangehörige zu verbessern, haben sich Suchdienst-Mitarbeitende aus 32 europäischen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften im Juni in Richterswil in der Schweiz zur jährlichen internationalen Suchdienst-Tagung getroffen. Dabei waren auch Mitarbeitende von Delegationen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) und von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRK).

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Aktuelles

Besuch des Österreichischen Roten Kreuzes beim DRK-Suchdienst

Jedes Jahr erreichen den Suchdienst hunderte von Anfragen zur Suche und Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg über andere Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. Im deutschsprachigen Raum kommen die meisten davon aus Österreich. Mitte Mai besuchten eine Suchdienst-Kollegin und ein -Kollege des Österreichischen Roten Kreuzes (ÖRK) den DRK-Suchdienst-Standort München, um den Fachbereich besser kennenzulernen.

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Aktuelles

Neue Informationsveranstaltung zum Amtlichen Auskunftsbüro

Die DRK-Landesverbände Westfalen-Lippe und Nordrhein haben gemeinsam die Pilotveranstaltung der InfoAAB in Münster durchgeführt. Foto: Claudia Bliesener

Am 9. März fand in Münster erstmals eine neue Informationsveranstaltung zum Amtlichen Auskunftsbüro (AAB) statt. Gemäß den Genfer Abkommen ist das AAB im Fall eines bewaffneten Konflikts dafür zuständig, Kriegsgefangene und Zivilinternierte zu erfassen. Mehr als 40 DRK-Ehrenamtliche informierten sich bei der Pilotveranstaltung über Mandat, Struktur und Aufgaben des AAB.

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Aktuelles

DRK-Suchdienst in der Ausstellung #Stolen Memory in Engerhafe / Ostfriesland

Bildrechte: Gedenkstätte Engerhafe

Auch der DRK-Suchdienst war 2023 zu Gast in der Gedenkstätte KZ Engerhafe, als dort die Wanderausstellung #Stolen Memory der Arolsen Archives gezeigt wurde. Die Folgen des Nationalsozialismus sind auch fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gesellschaftlich präsent. Angesichts der Vielzahl bewaffneter Konflikte, Flucht und Vertreibung weltweit in heutiger Zeit bleibt die Erinnerungskultur ein wichtiges Anliegen.

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Aktuelles

„Niemand hat mich vermisst“ – Freie Filmschaffende im DRK-Landesverband Oldenburg

Natascha Bayer-Zamblé und Sonja Hübler (rechts) unterstützten die Dreharbeiten im DRK-Landesverband Oldenburg.

Der DRK-Suchdienst hat das freie Filmprojekt „Niemand hat mich vermisst“ des Vereins „Video-Club-Rastede - Blaulicht ´92“ mit seiner Expertise zum Thema Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg unterstützt. Der ca. 20-minütige Film erzählt das fiktive Schicksal eines Jungen, der kriegsbedingt auf der Flucht von seinen Angehörigen getrennt wurde, aus der Perspektive des später Erwachsenen. In einem Dokumentarteil des Films geben Suchdienst-Mitarbeiterinnen auch einen Überblick über die Arbeit des Kindersuchdienstes.

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