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Kriegsgefangene und Vermisste

Nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland ruft Bundespräsident Theodor Heuss im März 1950 alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, ihre Vermissten registrieren zu lassen. Daraufhin strömen die Menschen zu den Rathäusern und Amtsstuben, um dort auf vorbereiteten Karteikarten persönliche Angaben zu ihren Angehörigen zu machen. Die Bundesregierung überträgt die gesammelten Suchfälle zur Klärung dem DRK-Suchdienst.

Die Erfassung der Vermissten beschränkt sich nach 1949 auf den Westen Deutschlands, so dass die Suchenden in der damaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) und in den Ländern Osteuropas bei den Registrierungen unberücksichtigt bleiben. Daher erhält der DRK-Suchdienst heute, über 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, noch immer neue Suchanfragen. Die tatsächliche Gesamtzahl der Vermisstenfälle lässt sich aus diesem Grund nicht abschließend bestimmen.

Eine vollständige Klärung aller Schicksale wird wohl auch zukünftig nicht möglich sein: In den Wirren des Krieges verschwanden viele Menschen, ohne dass es dabei Augenzeugen gab oder schriftliche Aufzeichnungen dazu angefertigt wurden. So gerieten nach dem Zusammenbruch der Ostfront Hunderttausende in Gefangenschaft, entsprechende Registrierungen wurden aber erst von den Verwaltungen der Transportzüge und der Bestimmungslager in der Sowjetunion durchgeführt. Menschen, die auf dem langen Marsch dorthin verstarben, werden wahrscheinlich für immer zu den Verschollenen zählen, deren Schicksale ungeklärt bleiben.

Insgesamt erreichen den DRK-Suchdienst zwischen 1945 und 1950 rund 14 Millionen Anfragen zu Vermissten, über deren Verbleib nichts Näheres bekannt war. Viele Fälle werden dank seiner Unterstützung geklärt, aber bis heute sind die Schicksale von rund 1,3 Millionen Menschen weiterhin ungewiss. Als Familienmitglied können Sie sich mit einer neuen Suchanfrage an den DRK-Suchdienst wenden oder den aktuellen Stand der Nachforschungen zu einem bereits erfassten Vermisstenfall erfragen. 

Hier können Sie Ihre Suchanfrage online stellen. Persönlich steht Ihnen der Suchdienst in einem DRK-Landes- oder -Kreisverband in Ihrer Nähe zur Verfügung.

Nachforschungsmethoden

Ein erheblicher Teil der Schicksale von Vermissten kann seinerzeit bereits im Zuge umfangreicher Befragungen aller aus sowjetischem Gewahrsam nach Westdeutschland entlassenen Heimkehrer geklärt werden. Daraus gewonnene Informationen zu noch ungeklärten Schicksalen finden sich gebündelt in den über das DRK bundesweit veröffentlichten Vermisstenbildlisten, die der DRK-Suchdienst heute digitalisiert zur Verfügung stellt.

Mithilfe der Medien - insbesondere des Rundfunks – werden Suchmeldungen verbreitet. Gleichzeitig vereinbaren das DRK und das Sowjetische Rote Kreuz im Mai 1957, sich gegenseitig in der Suchdienstarbeit zu unterstützen. Im Rahmen der Zusammenarbeit der internationalen Rotkreuz-/Rothalbmond-Bewegung kann der DRK-Suchdienst innerhalb eines jährlich begrenztes Kontingents Anfragen zu deutschen Vermissten an die Schwestergesellschaft richten, wenn es konkrete Hinweise auf eine Kriegsgefangenschaft gibt. Das Sowjetische Rote Kreuz leitet daraufhin die Nachforschungen bei den zuständigen sowjetischen Stellen ein und übermittelt dem DRK-Suchdienst die Auskünfte. Zwischen 1957 und 1991 werden so ca. 450.000 Suchmeldungen nach vermissten Personen an das Sowjetische Rote Kreuz gegeben. In insgesamt rund 80.000 Fällen kann das Vermisstenschicksal tatsächlich geklärt und den Angehörigen des Gesuchten ein konkretes Sterbedatum übermittelt werden.

Rekonstruktion von Schicksalen

Als die zur Verfügung stehenden Suchmöglichkeiten weitestgehend ausgeschöpft sind, konzentriert sich der DRK-Suchdienst auf Gruppennachforschungen. Ab den 1960er Jahren geht er dazu über, die Geschichte der Vermissten mit sogenannten DRK-Gutachten zu rekonstruieren. Diese zeichnen die Gefechtsverläufe und Kampfhandlungen einzelner militärischer Einheiten nach, um so die letzten Lebensstationen und das mutmaßliche Schicksal der vermissten Personen darzustellen.

Für die Erstellung der Gutachten steht dem Suchdienst umfassendes Material zur Verfügung:

  • Vermisstenmeldungen der Truppe, 
  • militärhistorische Forschungsergebnisse über den Verlauf der Kämpfe an den einzelnen Frontabschnitten,
  • die letzte eigene Nachricht des Vermissten,
  • die Suchanfrage der Angehörigen,
  • Aussagen von Kameraden und militärischen Vorgesetzten,
  • Aussagen von überlebenden Heimkehrern, die in der gleichen militärischen Einheit und auf dem gleichen Kriegsschauplatz gekämpft haben,
  • Meldungen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).

Anhand des vorhandenen Materials wird festgestellt, was mit einer militärischen Einheit an einem bestimmten Tag, an einem bestimmten Ort militärisch geschehen ist: Ob es zu Panzer- bzw. Luftangriffen, schwerem Artilleriefeuer oder zu Infanteriegefechten kam und welche Verluste oder Gefangennahmen, zu verzeichnen waren. Aus dem Ablauf des kriegerischen Geschehens wird dann das Schicksal der betroffenen Einheit und ihrer Soldaten nachgezeichnet. Als diese Arbeiten im Jahre 1991 eingestellt werden, liegen aus 25 Jahren insgesamt 1,12 Millionen Gutachten vor, davon 1,09 Millionen zu Soldaten und 30.000 zu Zivilpersonen.

Auswertung russischer Archivbestände

Erst die Politik von Michail Gorbatschow und die Öffnung der Sowjetunion erlauben schließlich eine detaillierte Erschließung russischer Archivquellen. Die schrittweise Übergabe von Daten, die aus den vorwiegend in Moskau lagernden Gefangenen- und Interniertenakten erfasst wurden, beginnt bereits im Jahr 1992. In der Folgezeit schließt der DRK-Suchdienst sukzessive Vereinbarungen mit verschiedenen Archiven über den Erwerb von Informationen und Daten. Auf diese Weise kommen  Informationen aus weiteren Archiven sowie erstmals auch digitale Kopien von russischen Unterlagen hinzu. Mit Hilfe dieser Informationen kann der DRK-Suchdienst von 1992 bis heute ca. 255.000 weitere Vermisstenschicksale klären.

Angehörige und Betroffene können selbst Kopien der vorhandenen Kriegsgefangenen- und Interniertenakten beim DRK-Suchdienst anfordern.

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