Aus der Praxis
DRK-Suchdienst in Sachsen erzählt von der Suche nach Kindern
Suchdienst ist seit über 150 Jahren eine Kernaufgabe der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. In seiner heutigen institutionellen Form hat sich der DRK-Suchdienst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs etabliert. Millionen Menschen waren von ihren Familien getrennt, und den DRK-Suchdienst erreichten auch über 300.000 Suchanfragen nach unbegleiteten Kindern. Die meisten von ihnen konnten gefunden und wieder mit ihren Familien vereint werden, weniger als 5.000 Fälle sind weiterhin offen. Manche dieser Schicksale lassen sich aber auch heute noch klären, wie das Beispiel von Elfriede Barthel zeigt, die so erst in hohem Alter erfuhr, wer ihre leiblichen Eltern waren.
Der DRK-Suchdienst in Sachsen hat im Ende 2020 an einer Ausstellung über "Wolfskinder" mitgewirkt. Im ehemaligen Ostpreußen und in dessen Hauptstadt Königsberg waren nach Kriegsende über 145.000 Deutsche geblieben, durften aber nicht aus dem dann sowjetischen Territorium ausreisen. Viele kriegsbedingt elternlose Kinder flüchteten in das Gebiet des heutigen Baltikumss und versuchten dort, teilweise völlig auf sich allein gestellt, die ersten Nachkriegsjahre zu überleben. So entstand der Ausdruck "Wolfskinder".
"Die Schicksale dieser Kinder sind leider keine Ausnahme", sagt Sebastian Goll, Leiter des DRK-Suchdienstes in Sachsen. "Kinder leiden besonders unter bewaffneten Konflikten und politischen Zerwürfnissen, da diese ihr ganzes weiteres Leben nachhaltig prägen." Vom Kinderlager in Bischofswerda, einem der größten Lager für Flüchtlingskinder nach dem Zweiten Weltkrieg, über die Suche nach „zwangsgermanisierten“ Kindern aus Polen, Trennungen von Eltern und Kindern zu DDR-Zeiten bis hin zur Suche nach vermissten Kindern in aktuellen Konflikten: "Heute gibt es auf der Welt mehr Flüchtlinge denn je, auch Kinder", sagt Sebastian Goll. "Es ist noch nicht so lange her, da waren es Menschen in Deutschland, die ihre Heimat verlassen mussten und auf der Flucht von ihren Angehörigen getrennt wurden. Ich finde es wichtig, daran zu erinnern."
So entstand die Idee, verschiedene Aspekte der Suche nach Kindern zu beleuchten. Der DRK-Suchdienst wird monatlich eine Geschichte zu diesem Thema auf der Facebook-Seite des DRK-Landesverbandes Sachsen teilen. Die erste erscheint im Juni 2022.
Der erste Beitrag erzählt vom Dresdner Erich Kästner. Der Kinderbuchautor ("Emil und die Detektive", "Das doppelte Lottchen") gab die Jugendzeitschrift "Pinguin" heraus und veröffentlichte regelmäßig Berichte über "verlorene Kinder". 1946 ermutigte er die Leserinnen und Leser, die Zeitung weiterzugeben ""besonders an alle Heimatlosen, die Flüchtlinge und Evakuierten in Stadt und Land, denn unter ihnen sind ja die Eltern dieser Kinder zu suchen".
Weitere geplante Themen dieser Serie::
- Kinderlager in Bischofswerda
- Kindersuche in Polen
- Der Kindersuchdienst der Arolsen Archives
- Trennung von Eltern und Kindern zu DDR-Zeiten
- Die Suche nach Kindern in aktuellen Konflikten
Hier werden die Beiträge des DRK-Suchdienstes zu diesem Thema veröffentlicht.