Zahlen und Fakten
Der Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unterstützt Menschen, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration von ihren Angehörigen getrennt worden sind. Er hilft, Familienmitglieder zu finden, sie wieder mit einander in Kontakt zu bringen und Familien zu vereinen.
Suchdienst ist eine humanitäre Aufgabe des Roten Kreuzes, seit der Rotkreuz-Begründer Henry Dunant im Jahr 1859 auf den Schlachtfeldern von Solferino Nachrichten verletzter und sterbender Soldaten an ihre Angehörigen entgegennahm und diese über die Schicksale ihrer Väter, Brüder und Söhne informierte.
Suchen
Der DRK-Suchdienst klärt die Schicksale der Vermissten des Zweiten Weltkriegs und sucht nach vermissten Angehörigen infolge aktueller bewaffneter Konflikte und Katastrophen weltweit.
Suche und Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg
Das gesellschaftliche Interesse an der Klärung von Angehörigenschicksalen aus dem Zweiten Weltkrieg ist ungebrochen hoch: Im Jahr 2023 erreichten den DRK-Suchdienst 7.806 neue Anfragen nach Auskünften über den Verbleib und die Schicksale von Kriegsvermissten. Insgesamt 9.559 Anfragen sind abschließend bearbeitet worden; in ca. 43 % der Fälle konnten schicksalsklärende Auskünfte erteilt werden.
Zwischen 1945 und 1950 erreichten den DRK-Suchdienst 14 Millionen Anfragen zu Vermissten im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg; 8,8 Millionen schicksalsklärende Auskünfte über nächste Angehörige konnten seitdem erteilt werden.
In der seit 2014 vollständig digitalisierten Zentralen Namenskartei (ZNK) des DRK- Suchdienstes befinden sich Informationen zu mehr als 20 Millionen Menschen, die infolge des Zweiten Weltkriegs als vermisst galten bzw. gesucht worden sind. Dem DRK-Suchdienst lagen 1959 insgesamt noch 2,5 Millionen offene Suchanfragen vor; 1,2 Millionen von diesen konnte der DRK-Suchdienst im weiteren Verlauf klären, auch die Schicksale von nahezu 300.000 Kindern, die durch Flucht und Vertreibung von ihren Eltern getrennt worden waren. Weniger als 5.000 Fälle des Kindersuchdienstes verbleiben ungeklärt.
Seit Beginn der 1990er Jahre hat der DRK-Suchdienst in knapp 270.000 Fällen umfassende schicksalsklärende Auskünfte aus ehemals sowjetischen Kriegsgefangenen-Akten, die beim DRK-Suchdienst vorliegen, erteilt. Tausenden von Familien könnte der DRK-Suchdienst mit Hilfe der wertvollen Informationen aus seinen Unterlagen noch Antworten geben.
Die Finanzierung der Arbeit des DRK-Suchdienstes zu Vermissten des Zweiten Weltkriegs ist im Rahmen der institutionellen Förderung durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) aktuell bis Ende 2025 gesichert. Der Zugang zu den umfangreichen Beständen des DRK-Suchdienstes soll über eine Beendigung der Aufgabe „Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg“ hinaus langfristig sichergestellt werden.
Das DRK-Suchdienst-Projekt Zeitzeugengespräche dokumentiert die Aufgabe Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg und den wichtigen Beitrag des DRK-Suchdienstes für die deutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit: In 15 Kurzfilmen portraitiert es Angehörige, die ihre persönlichen Geschichten von Suche, Verlust und erlösender Gewissheit erzählen. Die berührenden Gespräche sind in einem neu entwickelten Format auf der Website des DRK-Suchdienstes veröffentlicht, zusammen mit anschaulichen Grafikelementen, Fotos, Karten sowie vielen Hintergrundinformationen. In einem weiteren Kurzfilm erklären Suchdienst-Mitarbeitende den Weg von der Suchanfrage über die Nachforschung bis hin zur Schicksalsklärung.
Zum Projekt Zeitzeugengespräche: www.drk-suchdienst.de/zeitzeugen
Internationale Suche
Im Jahr 2023 hat der DRK-Suchdienst im Rahmen der Internationalen Suche 2.629 vermisste Angehörige neu registriert, die infolge bewaffneter Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder durch Migration von ihren Familien getrennt worden sind, und bei denen entweder der Suchende in Deutschland lebt oder der Gesuchte in Deutschland vermutet wird. Hauptherkunftsländer der Suchenden und Gesuchten waren 2023 Afghanistan, die Ukraine, sowie Irak, Syrien und Somalia. In 25 % der Anfragen, die ihn erreichten, konnte der DRK-Suchdienst Hilfe leisten.
Der DRK-Suchdienst arbeitet weltweit mit dem Suchdienst-Netzwerk der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zusammen, um Menschen zu finden und sie wieder mit ihren Familien in Kontakt zu bringen. Das Netzwerk besteht aus dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und den Suchdiensten der 191 Nationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften. In den Ländern, in denen die gesuchte Person vermutet wird, versucht der dortige Suchdienst, weitere Informationen zu ihrem möglichen Aufenthaltsort zu ermitteln.
Menschen, die bei ihrer Flucht nach Europa von ihren Angehörigen getrennt worden sind, haben meist sehr wenige bis gar keine Anhaltspunkte dazu, wo diese verblieben sein könnten. In diesen Fällen kann das Suchinstrument Trace the Face helfen, das online und per Fotos die Suche nach vermissten Personen entlang der Migrationsrouten nach Europa ermöglicht. Je mehr Menschen von www.tracetheface.orgwissen, desto mehr Familien kann der DRK-Suchdienst helfen, ihre Angehörigen zu finden.
Suche Spätaussiedler
2023 erhielt der DRK-Suchdienst 158 neue Anfragen, die die Suche nach Spätaussiedlern betrafen. In rund 75 % der Anfragen konnte der DRK-Suchdienst helfen.
Verbinden
Der DRK-Suchdienst ermöglicht den Austausch von Nachrichten zwischen Familienangehörigen, deren Kommunikation durch bewaffnete Konflikte, Unruhen oder Naturkatastrophen unterbrochen ist und mit den herkömmlichen Mitteln nicht wiederhergestellt werden kann.
Rotkreuz-Nachrichten
2023 hat das internationale Suchdienst-Netzwerk der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung weltweit rund 137.80 0 Rotkreuz-Nachrichten (engl.: Red Cross Messages, kurz: RCM) übermittelt. Der DRK-Suchdienst hat insgesamt 109 Nachrichten, davon 44 Salamats (mündliche Kurznachrichten) für Angehörige in Deutschland entgegengenommen. Außerdem vermittelte der DRK-Suchdienst 11 Nachrichten zur persönlichen Unversehrtheit (Health and Welfare Reports).
Telefonate/Videokontakte
Rund 2 Millionen (Video-)Telefonate zwischen Angehörigen weltweit vermittelte das internationale Suchdienst-Netzwerk der Rotkreuz-/Rothalbmond-Bewegung im Jahr 2023, um Familienkontakte zu ermöglichen.
Vereinen
Der DRK-Suchdienst berät und unterstützt Familien, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration voneinander getrennt sind, bei der Familienzusammenführung in Deutschland.
Beratung Spätaussiedler und Flüchtlinge
Im Jahr 2023 reisten 6.655 Spätaussiedler und ihre Angehörigen nach Deutschland ein. 8.518 neue Anträge auf Anerkennung als Spätaussiedler wurden beim Bundesverwaltungsamt registriert.
Bei 42.525 Personen hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Jahr 2023 die Rechtsstellung eines Flüchtlings nach der Genfer Flüchtlingskonvention zuerkannt (16% aller Entscheidungen). Zudem erhielten 71.290 Personen (27,3%) subsidiären Schutz. Daraus resultiert für diese Menschen ein Bleiberecht in Deutschland, verbunden mit der Möglichkeit, Familienangehörige nachziehen zu lassen.
2023 erteilte der DRK-Suchdienst 18.875 qualifizierte Beratungen zu den rechtlichen Voraussetzungen und der praktischen Durchführung des Spätaussiedler-Aufnahmeverfahrens sowie zur Familienzusammenführung von und zu Flüchtlingen und der praktischen Durchführung des Visumverfahrens in seinen DRK-Landes- und -Kreisverbänden sowie an seinem zentralen Suchdienst-Standort in Hamburg.
Struktur
Seit 1953 wird der DRK-Suchdienst zu 100% vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) institutionell gefördert.
Seine Aufgaben erfüllt er unter Leitung der Suchdienst-Leitstelle im DRK-Generalsekretariat in Berlin an den zentralen DRK-Suchdienst-Standorten in Hamburg und München sowie bundesweit in den Suchdiensteinrichtungen der 19 DRK-Landesverbände mit rund 90 hauptamtlich besetzten DRK-Suchdienst-Beratungsstellen (Suche und Familienzusammenführung).
Mehr Informationen zum DRK-Suchdienst und Newsletter.
Stand: August 2024
DRK-Generalsekretariat
Suchdienst-Leitstelle