Reportage
Bisrat Yoisef kämpfte fünf Jahre lang für ihre Kinder
„Ich habe Eritrea verlassen, weil ich wollte, dass meine Kinder und ich in Sicherheit leben“, sagt Bisrat Yoisef. Sie lässt ihre Kinder zunächst bei den Großeltern zurück und flieht aus Eritrea über Äthiopien in den Sudan, später nach Libyen an der Mittelmeerküste.
Nach einer langen Odyssee und einer gefährlichen Überfahrt über das Mittelmeer erreicht sie endlich Deutschland.
„Ich telefonierte mit meinen Kindern, und sie sagten „Mama, holst du uns jetzt nach?“ Ich sagte „Ja, das tue ich.“
Doch der Familiennachzug stellt sich für Bisrat Yoisef unerwartet schwierig dar. Zunächst ging es für ihre Kinder in den Sudan, wo sie in einem Flüchtlingslager untergebracht wurden, um von dort aus weiter nach Deutschland reisen zu können. Aber eine Vielzahl behördlicher Nachweise war dafür erforderlich, darunter DNA-Tests während des Aufenthalts im Flüchtlingslager sowie Auszüge aus dem Geburtenregister in Eritrea.
Sie sprach kein Deutsch, kannte die gesetzlichen Regelungen in Deutschland nicht und fühlte sich vollkommen überfordert. Schlaflose Nächte voller Sorgen waren die Regel.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte“, sagt sie heute rückblickend. „Ich hatte natürlich ein schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern, die allein in einem Flüchtlingslager im Sudan waren.“
So wie Bisrat Yoisef geht es vielen Menschen, die in Deutschland Zuflucht gesucht haben. Von ihren Familien getrennt, suchen sie unentwegt nach Lösungen, damit ihre Angehörigen zu ihnen nachziehen können. Sorgen, Schuldgefühle und große Unsicherheiten belasten sie, während sie in einem Land leben, dessen Sprache und Gesellschaft ihnen noch fremd ist.
Im Rahmen seines humanitären Mandats berät und unterstützt der DRK-Suchdienst Ratsuchende unentgeltlich zu Fragen der Familienzusammenführung. Ein Erfolg seiner Arbeit ist, wenn es gelingt, getrennte Angehörige wieder zu vereinen, so dass sie als Familie wieder zusammen leben können. Den besonderen Schutz der Familie sehen auch das deutsche Grundgesetz und die UN-Menschenrechtskonvention vor.
Bisrat Yoisefs Kampf zog sich über Jahre hin. Erst mit der Unterstützung des DRK-Suchdienstes sowie ihrer Prozessbevollmächtigten können ihre Kinder in Deutschland einreisen.
Erst 2021 – fünf lange Jahre nach ihrer eigenen Ankunft in Deutschland – kommen Bisrat Yoisefs Kinder, ihr Sohn und ihre Tochter, zu ihr nach Deutschland. Heute lebt die Familie in Hamburg. Die Kinder gehen hier zur Schule, und Bisrat Yoisef kann wieder ruhig schlafen.
„Jetzt ist alles gut“, sagt sie.