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Reportage

Mediziner aus Syrien unterstützt DRK-Suchdienst-Beratungsstelle in Rügen-Stralsund

Mohammad E. vor dem DRK-Kreisverband Rügen-Stralsund. Foto: OSTSEE-ZEITUNG / Wenke Büssow-Krämer
Mohammad E. vor dem DRK-Kreisverband Rügen-Stralsund. Foto: OSTSEE-ZEITUNG / Wenke Büssow-Krämer

Aleppo 2015: Der Bürgerkrieg in Syrien ist bereits in seinem vierten Jahr. Der 28-jährige Mohammad E., seit zwei Jahren selbst Vater eines kleinen Sohnes, arbeitet als Kinderchirurg an der Universitätsklinik in Aleppo. Aber die Situation in Syrien ist persönlich unhaltbar für ihn, so dass er flieht. Seine Frau und sein Sohn bleiben zunächst bei Verwandten in Aleppo.

2015 verlässt er Syrien wie viele andere Flüchtlinge, die über die Türkei nach Europa kommen. In einem Schlauchboot nach Griechenland, dann über die sogenannte "Balkanroute" nach Österreich. Von dort ging es weiter mit dem Zug nach Deutschland, quer durch das Land nach Mecklenburg-Vorpommern.

"Als ich floh, hatte ich eigentlich nicht zwingend Deutschland als Ziel", sagt Mohammad E. heute. "Es hat sich einfach so ergeben, dass ich hier landete. Als ich damals von München ziellos Richtung Norden fuhr, gab es Hilfe an den Bahnhöfen für Flüchtlinge, von allen möglichen Menschen. Das hat mich sehr berührt, beeindruckt."

E. erreicht am Ende das Flüchtlingsaufnahmezentrum in Stavenhagen, südlich von Stralsund. Dort knüpft er Kontakt zu Mitarbeitenden des DRK, die ihm dabei helfen, einen Asylantrag zu stellen. Als dieser bewilligt wird, kann er einen Antrag auf Familienzusammenführung stellen.

Als bei einem der vielen Beratungstermine für Geflüchtete im DRK-Landesverband ein Dolmetscher fehlt, kann E., der Englisch und natürlich Arabisch spricht, schnell helfen.

"Herr E. ist aufgestanden und hat seine Hilfe angeboten", erzählt die Suchdienst-Mitarbeiterin Nora Latta später der Ostsee-Zeitung, die über Ehrenamtliche im Suchdienst einen Artikel geschrieben hat.

Ein Verfahren zur Familienzusammenführung kann langwierig sein. Manchmal dauert es Jahre. Dabei kommt es zu vielen Begegnungen der Klientinnen und Klienten mit dem DRK-Suchdienst und nicht immer ist dabei ein Dolmetscher anwesend. Menschen, die selbst geflüchtet sind, können dabei eine große Unterstützung sein. "Sprachmittler" bezeichnet Nora Latta die ehrenamtlichen Sprachhelfer. Mohammad E. wurde so ein regelmäßiger Sprachmittler für den DRK-Suchdienst in Stralsund.

"Es gab mir ein gutes Gewissen, ehrenamtlich tätig zu sein", sagt Mohammad E. als er zurück denkt. "Das DRK hat mir so viel geholfen und es hat mir Freude gemacht, etwas zurückzugeben. Es hat mir Hoffnung gegeben. Ich hatte immer die Zuversicht, dass ich meine Familie wiedersehen würde."

2016 wurde der Antrag auf Familienzusammenführung bewilligt und Frau und Sohn von Mohammad E. durften nach Deutschland reisen. Beide Eltern sind Ärzte und arbeiten heute in den Kliniken in Stralsund und Bergen. Der Kontakt zum DRK-Suchdienst besteht fort.

"Das DRK hat mir viel geholfen, auch über die Familienzusammenführung hinaus. Meine Stelle im Krankenhaus, zum Beispiel, hat ein Mitarbeiter mir empfohlen und meinte, das könnte was für mich sein. Heute werde ich eingeladen, wenn der DRK-Kreisverband Veranstaltungen macht. Wir haben noch guten Kontakt."

Inzwischen haben Mohammad E. und seine Frau ein zweites Kind, eine Tochter, geboren in Stralsund. Ob er Aleppo vermisse?

"Natürlich vermisse ich es! Ich und meine Familie haben hier in Deutschland ein neues Leben aufgebaut und ich fühle mich hier sehr zu Hause. Aber ich hoffe auch sehr, dass ich meine Heimat Aleppo irgendwann in der Zukunft wieder besuchen kann."

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